Fechten ist heutzutage hauptsächlich aus Filmen oder von Mittelaltermärkten bekannt. Während in Filmen häufig minutenlang gegeneinander gefochten wird, sieht man auf Märkten häufig hartes eindreschen auf den Gegner. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Anders als häufig angenommen ist das Fechten mit dem Langschwert eine Fähigkeit, welche viel Fingerspitzengefühl erfordert. Ein weiterer Mythos ist, dass ein Langschwert viele Kilo schwer ist und ein kunstvoller Umgang allein dadurch nicht möglich ist.
Geschichte
In der europäischen Geschichte ist der Schwerkampf seit mehr als 1000 Jahren verankert. Während die Soldaten im Mittelalter zunächst mit Einhandschwertern kämpften wurde die Waffen später immer länger. Durch die gesteigerte Reichweite erreichte man einen entscheidenden Vorteil im Kampf.
Um die Langschwerter zu führen benötigte man beide Hände, sodass kein Schild zusätzlich getragen werden konnte. Damit die Krieger dennoch geschützt waren kamen nach den Kettenhemden auch Plattenrüstungen auf.
In der Renaissance verlor das Schwert zunehmend seine Bedeutung auf dem Schlachtfeld. Der Grund hierfür waren die aufkommenden Feuerwaffen. Gänzlich verloren ging die Kultur des Fechtens jedoch nicht. Im Bürgerfechten wurde die Kunust weiter verfeinert und ausgeübt.
Adelige hielten sich am Schwert fit und fochten Duelle. Diese Duelle dienten unter anderem dazu Meinungsverschiedenenheiten auszufechten. Anders als auf dem Schlachtfeld durfte der gegner bei einem Duell nicht getötet werden. Dennoch war das Duell erst entschieden, sobald das erste Blut floss.
In der Akademie verlorener Künste haben wir uns auf die Rekonstruktion des Bürgerfechtens festgelegt. Bei uns geht es nicht darum Duelle bis aufs Blut zu fechten, sondern darum die Kunst im Umgang mit dem Schwert zu meistern.
Hierbei helfen uns verschiedene Quellen, welche von den Fechtmeistern des Mittelalters verfasst wurden. Besonders die „Gründtliche Beschreibung der freyen ritterlichen und adelichen Kunst des Fechtens“ von Joachim Meyer bietet eine umfassende Grundlage zur Rekonstruktion. Meyer beschreibt nicht nur das Fechten mit dem Langschwert sondern auch weitere Waffen, wie Dolch, Stange oder Rapier. Gleichzeitig ist das Langschwert der Ursprung aller Kunst, sodass wir uns auf das Langschwert spezialisiert haben.
Das Schwert
Das Schwert ist das eindeutige Symbol für Heldentum und Ritterlichkeit. Aufgrund seiner prägnanten Form ist es zudem stark mit dem Christentum und der dahinterstehenden Mystik verbunden.
Die von uns eingesetzten Schwerter sind speziell für Trainingszwecke konzipiert. Das heißt sie haben weder Spitzen noch sind sie scharf.
Dennoch fühlen sie sich wie „echte“ Schwerter an, was für die Rekonstruktion des Fechtens essentiell ist.
Aufgrund der abgerundeten Spitzen und Schlagkanten gelten die Schwerter als Sportgeräte. Das heißt man darf sie frei besitzen und auch mit ihnen in der Öffentlichkeit unterwegs sein.
In der Akademie verlorener Künste wollen wir das Fechten als Teil der Geschichte bewahren. Wir wollen es dazu nutzen unsere Studenten sowohl körperlich als auch mental auszubilden.